Die Südwestspitze Europas: Cabo de São Vicente

Das europäische Festland scheint schier endlos. An dieser Stelle muss der Mensch aber einsehen, dass sein geliebtes Portugal und unser Kontinent endlich sind. Das Cabo de São Vicente bildet gemeinsam mit der benachbarten Ponta de Sagres die Südwestspitze Portugals und des europäischen Festlands. Hier findet die Felsenalgarve ihr Ende in bis zu 70 Meter hohen Steilküsten mit karger und baumloser Vegetation. Schroff, rau und dominant thront hier das Festland über den rauen Atlantik und bietet jeder anrollendenden Wassergewalt gekonnt die Stirn.

Ein Ort, der die Menschheit bewegt. Mythos garantiert!

Dieser Ort vereint Sehnsucht, Angst, Mythos und Geschichte und ist daher auch 2018 noch ein beliebter Urlaubshotspot, der per Bus von vielen Besuchern angesteuert wird. Aus der gesamten Algarve gibt es Fahrten, die angeboten werden, zum Cabo de São Vicente. Die größten Busunternehmen, z.B. EVA, fahren von Portimão über Lagos zum Cap.

Die Magie des Ortes wird auf dem Weg dorthin sichtbar. Seltsame Menhire (dt. Steinsetzungen) in der direkten Umgebung des Cabos de São Vicente zeigen, dass hier bereits in der Jungsteinzeit (Neolithikum) Rituale und Opferstätten geschaffen wurden. Das Cap polarisiert die Menschheit seit jeher!

Namen trug dieser wohl einmalige Ort Europas viele. Die Phönizier beteten hier ihren Gott Melkart an, die Griechen nannten das Cap Ophiussa (dt. Land der Schlangen) und seine Einheimischen „Bewohner des äußersten Westens“. Die Römer, die natürlich auch in dieser Gegend ihre Geschäfte trieben nannten die Landzunge „Heiliges Vorgebirge“. Die Antike betrachtete das Cabo de São Vicente als magischen Ort am Ende der Welt, an dem die Gottheiten wohnen und die Sonne im Meer versinkt.

Und so viel lassen Sie sich gesagt sein: bereits die Antike wusste, welche Orte ein ganz besonderes und einmaliges Flair besitzen. Hier oben auf dem nackten Felsen zu sitzen und den Sonnenuntergang oder am frühen Morgen den rauen Atlantik mit seinen hoch an die Felsen klaffenden Wellen zu beobachten – das hat wahrlich etwas Magisches.

Ein Ort der Entschleunigung und der Seefahrt: das Cabo de São Vicente

Hier fühlt man sich so herrlich klein, unbedeutend und kann einfach nur abschalten. An diesem Ort wird uns klar, dass wir Teil eines großen Gesamten sind und vor allem: wie klein wir doch im Gegensatz zu Mutter Natur sind. Entschleunigung, wenn auch nicht immer ganz einsam, findet man hier allemal.

Den heutigen Namen fand die Küstenspitze in dem Heiligen Vinzenz von Saragossa. Wer sich dunkel erinnert – ja, dieser Mann hatte etwas mit Seefahrt zu tun. Er hat die Insel St. Vincent in der Karibik entdeckt, die gar nach ihm benannt wurde. Der Heilige wurde zum Schutzpatron der Seefahrer erkoren und soll über die Sicherheit für den Mensch an dieser sagenumwobenen Küstenspitze sorgen. Sicherlich kann sich ein jeder vorstellen, dass die schroffe und hohe Küstenlinie der Algarve vielen Seefahrern das Leben kostete. Daher steht heute an der Südspitze in 70 Metern über dem Meer ragend ein knapp 60 Meter hoher Leuchtturm, der in den massiven Felsen geschlagen wurde. Er ist der lichtstärkste Leuchtturm Europas und hält den weltweit meistbefahrensten Seeweg auf großem Sicherheitsabstand, denn das Kap des Heiligen Vinzenz bietet viele Gefahrenquellen für Schiffe, auch noch heute.



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