Essen für einen guten Zweck

Solidarische Geselligkeit

Seit 2016 gibt es in Capdepera und Cala Ratjada einen Verein, der sich rührend um die gesundheitlich beeinträchtigten Mitmenschen. Im August gibt es jedes Jahr ein "solidarisches Pa amb oli-Essen" was sich großer Beliebtheit erfreut.

Das MALLORCA MAGAZIN schrieb über den Verein:

"Wenn die Truppe „Som Aquí Gabellins" den kleinen Gruppenraum im Bürgerzentrum in Cala Ratjada im Nordosten von Mallorca bevölkert, dann geht es laut zu. Schon vom Flur aus hört man aufgeregte Stimmen und herzhaftes Lachen. Shan Shen ist spät dran, trotzdem hält er kurz bei der Frau am Empfang an. Aus seinem Mund kommen nur undefinierbare Laute, überschwänglich deutet er immer wieder auf sein Handgelenk, an dem keine Armbanduhr zu sehen ist. Die Rezeptionistin nickt lächelnd. „Ja, die anderen sind schon oben", sagt sie.

Shan Shen kann nur wenige Worte sprechen, er ist auf dem Weg zu seinem wöchentlichen Treffen mit seinen Freunden. Esperanza Izquierdo wartet schon auf Shan Shen und begrüßt ihn mit zwei besos. Er sieht die ehrenamtliche Helferin mit strahlenden Augen an. „Früher hat er jeglichen Körperkontakt abgelehnt", erzählt Esperanza. Früher, damit meint sie vor gut einem Jahr, als sich die Mitglieder von „Som Aquí Gabellins" zum ersten Mal zusammenfanden: Erwachsene aller Altersklassen, ein Großteil von ihnen mit geistigen oder sensorischen Behinderungen.
 

„Früher war hier vieles anders", ergänzt José López, der mit Esperanza und weiteren Ehrenamtlichen die Treffen organisiert. Im Dorf seien Menschen wie Shan Shen oft schräg angeguckt oder schlicht igno­riert worden. „Heute sind viele schon offener. Vielleicht, weil sie sich langsam daran gewöhnen, dass auch Leute mit Handicaps hier leben." Nicht, dass das vorher anders gewesen sei. „Aber die Menschen mit Behinderung sind nie rausgekommen. Sie haben isoliert von der Dorfgemeinschaft gelebt und ihr Haus oft nur verlassen, um morgens mit dem Spezialbus in die Werkstätten in Manacor zu fahren", so José López. Wenn der Bus sie gegen 18 Uhr wieder in der Küstengemeinde absetzte, gingen die meisten direkt nach Hause. „Sie waren Erwachsene ohne einen Platz. Manche waren zuvor noch nie am Strand, weil sie niemanden hatten, der mit ihnen hingeht."

Genau das zu ändern, war das Ziel, als die Ehrenamtlichen Ende 2016 die Gruppe ins Leben riefen. Der Name ist Programm: „Som Aquí Gabellins" bedeutet „Hier sind wir, Einwohner Capdeperas". In den ­vergangenen zwölf Monaten nahm die Truppe praktisch jede Dorffeier und jedes Event mit: Auf dem Mittel­altermarkt mischte sie sich unters Volk, bei dem Karnevalsfest im Ort feierte sie kräftig mit, bei örtlichen Reinigungsaktionen an den Stränden packte sie mit an, auf dem Weihnachtsmarkt hatte sie ihren eigenen Stand, und an Halloween zog sie um die Häuser und bettelte um Süßigkeiten. „Wir machen einfach das, was jeder andere auch macht", so Esperanza Izquierdo."

 



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