(3) Verena Schade unterwegs — Paraty und die Indios, Brasilien

Reisen als Passion und Berufung

Verena Schade´s Leben ist bestimmt vom Reisen. Sie hat für große, namhafte Unternehmen in der Touristik in ganz Europa gearbeitet, zuletzt als Touristikchefin auf Mallorca. Nachdem sie in Pension gegangen ist, ist ihre Leidenschaft für das Reisen nicht kleiner geworden — im Gegenteil, jetzt hat sie Zeit.Mit dem Wohnmobil war sie am Gardasee und das war ihre erste Erfahrung mit dieser Urlaubsform. Sie hat Freunde in Brasilien. Die hat sie besucht und mit ihnen einige sehenswerte Orte erkundet. Von diesen Reisen berichtet sie auch bei HOLIDAY-INSIDER.TV, bringt immer tolle Bilder mit und wir sind wieder gespannt.

Die Videos gibt es hier.

 

Itacuruca, Paraty und die Indios

Die Verkehrswege in Brasilien sind relativ gut ausgebaut. Mit Überlandbussen kommt man preiswert und schnell in alle großen Städte Brasiliens. Wir sind aber wieder mit dem Auto unterwegs. Ungefähr zwei Stunden fahren wir von Itaipava nach Itacuruca, denn dort sind wir mit Freunden verabredet, mit denen wir morgen eine Bootsfahrt zu den Inseln der Region machen werden.

An den Straßen bieten sich zahlreiche Gelegenheiten, einen kleinen Zwischenstopp zu machen und eine Kokosnuss zu trinken, deren Milch sehr gesund, vitamin- und nährstoffreich ist, Superfood sozusagen. Oder man nascht vielleicht ein paar Bananen nascht und kauft gleich ein paar Kochbananen, das sind die dunkelbraunen, fürs Abendessen. Die stinkende Jackfruit allerdings habe ich nicht probiert.

Auf einer perfekt ausgebauten Autobahn

Bis Itaccuruca ist es nicht mehr weit. Vor uns liegt ein Stück Autobahn. Toll ausgebaut, volle LED Beleuchtung, wenn nicht, tja — wenn nicht — rechts und links der Autobahn Favelas lägen. So sind viele Sonnenkollektoren und die LED Lampen Die erhellen nun die Farvela.

Bei Freunden zu Gast

Endlich sind wir bei unseren Freunden Andrea und Daniel angekommen und verbummeln den Nachmittag auf der Terrasse ihres schönen Hauses, und sind genauso behäbig wie Margarete, die Schildkröte, die nicht nur Mangos liebt, sondern auch einen riesen Spaß hat, Manoel zu erschrecken.

Am Abend gehen wir dann noch in den Yachtclub von Itacuruca, wo es uns dann aber doch zu laut ist. So suchen wir uns fürs Abendessen ein stilles Plätzchen. Es gibt Bacalhão, gesalzenen, getrockneten Fisch. Also gut, dann bin ich heute abend auf Diät, denn dieser Fisch, den nicht nur die Portugiesen sondern auch die Brasilianer lieben, der ist nix für mich.

Auf zur Küste

Nicht nur eine beeindruckende Landschaft erwartet uns am nächsten Morgen, sondern auch Freunde mit guter Laune und so düsen wir mit dem Boot auf eine der kleinen Inseln vor der Küste. All die gekühlten Biere und die leckeren Snacks werden ausgeladen und wir genießen einen tollen Strandtag.

Grundsätzliches über Brasilien

Zeit genug, um über Brasilien zu reden und sich so seine Gedanken zu machen. Brasilien hat 200 Millionen Einwohner. Es ist 24 mal größer als Deutschland, und wenn sich hier bei uns 232 Deutsche einen Quadratkilometer teilen müssen, sind es in Brasilien lediglich 25 Einwohner. Das Land hat so viele Facetten. Vom Amazonas bis nach Porto Alegre, an der Grenze zu Uruguay, hat jeder Landstrich seine eigene Landschaft und seinen eigenen Charme.

Das Lebensgefühl der Brasilianer fasziniert. Sie sind laut, sie sind temperamentvoll, sie sind unglaublich warmherzig, lustig und gut gelaunt. Es gibt immer etwas zu lachen wenn sich zwei Brasilianer miteinander unterhalten. Sie quatschen und tratschen ständig und ausgiebig miteinander und alles wird kommentiert, ob Politik oder die Nachbarn.

Ja, es stimmt, sie tanzen Samba und trinken Caipirinhas, aber all das wird nicht von Geld abhängig gemacht. Ist das Budget knapp, reicht auch ein eiskaltes Bier und das Quatschen mit dem Nachbarn. Sie lieben Fußball geradezu abgöttisch. Allergrößten Wert legen sie auf Ihre Erscheinung.

Schick muss man sein. Ich habe noch nie eine Brasilianerin gesehen, die — mag das Geld auch noch so knapp sein — nicht zur Maniküre geht.

 

Am späten Nachmittag fahren wir dann zurück in den Yachthafen und dort….ja, es war zu erraten, trinken wir erst einmal eine „Leite de Macaca“ und grillen dann eine leckere Picanha. Leise klingt der Abend aus, und wir gehen früh schlafen, denn morgen früh besuchen wir ein Unesco Weltkulturerbe.

Paraty — Unesco Weltkulturerbe

Nach Paraty sind es noch knapp 100 Kilometer, wir sind sehr schnell da und beziehen erst einmal eine kleine charmante Pousada, mitten in der Altstadt. Paraty gehört zum Weltkulturerbe der Unesco. Ich bin überrascht, wie klein die Altstadt ist. Schon 1958 wurde sie unter Denkmalschutz gestellt und 2019 dann endlich zum Weltkulturerbe erklärt.

Seit dem 17. Jahrhundert kennt man diese Stadt, die eine vollständig erhaltene Architektur aufweist. Die Häuser sind alle weiß gestrichen und haben bunte Fensterrahmen. Die Straßen sind noch anstrengender zu laufen als in Tiradentes, denn auch hier wurden die Pflastersteine bereits einst von Sklaven verlegt.

Die Altstadt ist für den Verkehr gesperrt und so kann man als Tourist gemütlich bummeln, Souvenirs einkaufen, in den zahlreichen kleinen Bars und Cafés sitzen und Leute beobachten.

Jede Menge Kanäle

Paraty hat eine Menge Kanäle. Die hat man gebaut um die Schiffe, die mit Sklaven und Waren beladen waren, direkt auf dem Wasserweg in die Stadt, nach Paraty, zu bringen. Die Sklaven brauchte man als Arbeitskräfte in den Minen. Auf dem Rückweg wurden die Schiffe wieder mit Mineralien und dem geförderten Gold beladen und zurück durch die Kanäle aufs Meer geschickt. Heute kann man dort kleine Boote mieten um die vielen Inseln in der Nähe zu besuchen.

Ach ja, Besichtigungen sind anstrengend und so landen wir in einem romantischen Lokal direkt an einem der Kanäle. Hier gibt es die Küche aus dem Norden Brasiliens, aus Bahia. Wir bestellen einen Eintopf aus Krabben, Chilis und Gemüse, der sehr stark an die kreolische Küche erinnert.

Paraty und die Indios

Nach dem Mittagessen bummeln wir weiter und stellen fest, dass Indios hier als Souvenir Verkäufer am Straßenrand stehen. Im Gespräch mit einer Indiofrau erfahren wir, hier sei ganz in der Nähe ein Indianer Reservat, und so beschließen wir, morgen früh dort hin zu fahren.

Aber erst einmal schnappen wir uns eines dieser leckeren Törtchen, die am Straßenrand verkauft werden und beobachten eine Gruppe Indio-Kinder, die in einem Hauseingang stehen und ein bisschen lustlos vor sich her singen. Der kleine Junge scheint komplett demotiviert zu sein. Ein paar Münzen heben die Motivation, was zur Folge hat, dass sich sofort ein ganzer Chor einfindet, um uns Touristen zu bespaßen.

Essen bei der Fernsehköchin

Am Abend machen wir uns dann auf den Weg ins BANANA DA TERRA. Dieses Restaurant ist berühmt, denn es gehört einer in Brasilien sehr bekannten Fernsehköchin — so praktisch die Cornelia Poletto Brasiliens. Riesengarnelen auf schwarzem Reis gibt es, Krabben in einer Portweinsauce mit einem köstlichen Reis und zum Abschluss frittierte Maniokbällchen, gefüllt mit Guavemus, Guave-Eiscreme, serviert auf Zuckerwatte.

Alleine für dieses Menü würde ich noch einmal nach Paraty fahren.

Im Indio-Reservat

Am nächsten Morgen machen wir uns nach dem Frühstück auf den Weg in das Indianer Reservat, von dem uns gestern die Indiofrau erzählt hat. Es ist nich leicht zu finden.Die Straße, die wir da gerade befahren, hat keinen Namen, aber nach ein paar Kilometern Fahrt durch den Regenwald sind wir da.

Die Pataxo-Indianer stammen ursprünglich aus Bahia und Mina Gerais. Sie sind heutzutage kein großes Volk mehr. Es gibt offiziell, nach Angaben des brasilianischen Statistik-Instituts,  13.500 Indios. Inoffiziell aber sagt man, dass es nur noch 2.500 Stammesangehörige gibt. Sie leben in 14 kleinen Dörfern, verstreut in den Bundesländern Minas Gerais und Bahia.

Hier in der Nähe von Paraty, hat Ihnen die Regierung ein Reservat zur Verfügung gestellt. Ihren Lebensunterhalt verdienen sie mit  der Herstellung und dem Verkauf von Souvenirs für die Touristen in Paraty.

Neuzeit trifft Ursprüngliches

Als wir dort ankommen, wird gerade der Häuptling von einer brasilianischen Fernsehstation interviewt, denn momentan läuft hier gerade ein Projekt, dass Kindern aus Rio de Janeiro die indigenen Völker ihres Landes näher bringen soll. Hier lernen sie die Indios kennen und leben mit Ihnen ein paar Tage zusammen. Ein sehr sinnvolles Projekt, denn die Ureinwohner Brasiliens sterben mehr und mehr aus, weil man Ihnen, auch durch die Rodung der Regenwälder, die Lebensgrundlage entzieht.

Die Regierung hat Ihnen dieses Stückchen Land zur Verfügung gestellt. Das Land ist sehr fruchtbar und so können sie ein bisschen Ackerbau betreiben, um ihren täglichen Bedarf zu decken.

Obwohl ich erkennbar Ausländerin bin, aber in brasilianischer Begleitung, verrät uns der Häuptling, wo wir ein besonderes Stück Natur finden können. Nach einem Fußmarsch, den Weg entlang, der rechts und links von Regenwald gesäumt ist, liegt plötzlich eine Riesenüberraschung vor uns.

Unbändige Natur

Ein spektakulärer Wasserfall. Er ist nicht der größte, aber seine Lage und vor allem sein Zauber überwältigen mich. Er berührt, dieser Wasserfall, obwohl er nicht so riesig ist. Er hat eine unglaubliche Aura, die jeden von uns gefangen nimmt.Pur und auf seine Art majestätisch repräsentiert er in diesem Moment die  einzigartige  Schönheit der gesamten Natur. Ich könnte hier stundenlang sitzen und dem Wasserrauschen zuhören. Farley kann sich nicht halten und springt gleich in die Fluten.

Langsam wandern wir wieder zurück ins Dorf, natürlich habe ich dieser kleinen Händlerin eine blaue Halskette abgekauft und langsam kommen eine Menge Bewohner und bieten ihre Schätze an.

Ein bisschen Erholung noch und dann geht es zurück nach Deutschland

Irgendwann müssen wir aber wieder abreisen und so fahren wir zurück über die „beklaute“ Autobahn nach Itaipava. Ich lehne mich nun zurück, lese ein bisschen, schaue abends eine Tele-Novela — die ja in Brasilien erfunden wurde — und spiele mit Cleo, Billi und dem neuen Hundebaby Clara.

Vor allem aber genieße ich den wunderschönen Garten meiner Freunde. Hier wachsen die Orchideen einfach so an den Bäumen und haben noch nie ein Düngestäbchen gesehen.

Der Abschied fällt mir schwer, denn ich verlasse liebste Freunde und ein wunderbares Land.

Ach ja, ….natürlich habe ich etwas bei den Indios gekauft. Es hängt nun über meinem Sofa und erinnert mich jeden Tag an Brasilien.

 



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